Methoden, Normen und Beispiele
Einführung: Bedeutung der Nenngröße von Fettabscheidern
Die Nenngröße (NS) eines Fettabscheiders gibt an, wie viel Abwasser maximal pro Sekunde durch die Anlage fließen darf, ohne dass Fette in die Kanalisation gelangen. Die Bezeichnung „NS“ steht dabei für „Nenngröße Size“. Eine korrekte Auslegung der Nenngröße garantiert die effiziente Funktionalität der Anlage und verhindert Probleme wie Ablagerungen, Verstopfungen und unnötige Mehrkosten.
Die DIN-Normen DIN EN 1825-2 und DIN 4040-100 regeln verbindlich die Berechnungsmethoden und Parameter zur Bestimmung der Nenngröße. In diesem Artikel wird ausführlich auf beide Berechnungsmethoden eingegangen und diese anhand eines Praxisbeispiels erläutert.
Vereinfacht gesagt bestimmt die Nenngröße die Leistungsfähigkeit und Kapazität des Abscheiders und dient als Maß für seine Größe. Quelle: berlin.de
Eine korrekt ermittelte Fettabscheider-Nenngröße stellt sicher, dass anfallende Öle und Fette zuverlässig abgeschieden werden, ohne dass es zu Überlastungen kommt. Ist die NS zu gering bemessen, drohen Ablagerungen und Verstopfungen im Abwassersystem, unangenehme Gerüche oder sogar Schäden an Kanal- und Kläranlagen. Ist sie zu hoch, ist der Abscheider zwar leistungsfähig genug, jedoch werden unnötig hohe Investitions- und Betriebskosten (z.B. durch größeres Schlammfangvolumen und häufigere Wartung) in Kauf genommen.
Die Fettabscheiderberechnung – also die Bestimmung der erforderlichen Nenngröße – hat daher eine große praktische und rechtliche Bedeutung. In vielen Fällen ist der Einbau eines Fettabscheiders gesetzlich vorgeschrieben (z.B. für gastronomische Betriebe), und die Behörden verlangen einen Nachweis, dass die Anlage nach Norm bemessen wurde. Eine fachgerechte Fettabscheiderauslegung schützt Betreiber vor späteren Problemen und gewährleistet die Einhaltung der geltenden Vorschriften. Im Folgenden wird erläutert, wie man die Nenngröße richtig berechnet, welche Normen dabei zu beachten sind und welche typischen Fehler man vermeiden sollte.
Typische Fehler bei der Berechnung und ihre Auswirkungen
Schon kleine Fehler in der Planungsphase können große Auswirkungen auf den Betrieb eines Fettabscheiders haben. Im Alltag treten immer wieder folgende typische Fehler bei der Berechnung der Nenngröße auf:
Unterschätzung des Abwasseranfalls:
Unrealistische Annahmen über die tägliche Betriebsdauer führen zu unterdimensionierten Anlagen. Häufig wird mit einer unrealistischen Betriebszeit von 20 Stunden gerechnet, obwohl Gastronomiebetriebe meist nur 8–10 Stunden täglich geöffnet sind.
Häufig wird der maximale Schmutzwasserzufluss (Peak-Flow) zu niedrig angesetzt. Planer orientieren sich manchmal am durchschnittlichen Wasserverbrauch oder an zu optimistischen Annahmen der Betriebszeiten. Dies führt dazu, dass die Nenngröße zu klein gewählt wird. Die Auswirkung:
Fettabscheider laufen nicht einfach über, sondern ermöglichen bei falscher Dimensionierung keine ausreichende Fettabscheidung aufgrund zu hoher Durchflussgeschwindigkeiten.
Fette gelangen dennoch in den Abfluss und verfestigen sich im Rohrnetz. Die Folge sind verstopfte Leitungen und teure Reparaturen oder Nachrüstungen.
Vernachlässigung von Reinigungsmitteln und Temperatur:
Ein häufiger Berechnungsfehler ist, keine Zuschläge für heißes Wasser oder Reinigungsmittel einzuplanen. In Großküchen wird Abwasser oft mit hohen Temperaturen und viel Spülmittel eingeleitet. Ohne Korrektur durch entsprechende Faktoren wird der Abscheider zu knapp bemessen und kann das emulgierte Fett nicht ausreichend abscheiden. Die Folge sind reduzierte Abscheideleistung und möglicherweise Beanstandungen bei behördlichen Kontrollen.
Übermäßige Vereinfachung der Methode:
Manche Betriebe wählen die Nenngröße nur grob nach Gefühl oder einfachen Faustregeln (z.B. anhand der Sitzplätze oder ungefähren Essenszahlen), ohne die konkreten Bedingungen zu berücksichtigen. Eine solche vereinfachte Berechnung ohne genaue Daten kann entweder zu einer Unterdimensionierung oder zu einer unnötigen Überdimensionierung führen. Auswirkungen: Im schlimmsten Fall entspricht die Anlage nicht den Vorgaben der Norm, was zu Problemen bei Abnahmen oder im Haftungsfall führen kann.
Ignorieren zukünftiger Änderungen:
Oft wird nur die aktuelle Betriebssituation betrachtet. Ändert sich später die Nutzung – etwa längere Öffnungszeiten, mehr Gäste oder ein erweitertes Speiseangebot – stößt ein knapp ausgelegter Fettabscheider schnell an seine Grenzen. Dieser Fehler ist kritisch, da zukünftige Betriebszeiten und Mengen nicht exakt prognostiziert werden können. Ohne Sicherheitsreserve muss die Anlage eventuell frühzeitig ausgetauscht oder erweitert werden, was vermeidbare Kosten verursacht.
Die genannten Fehler zeigen: Eine präzise und vorsichtige Planung der Nenngröße ist essenziell. Wer am Anfang sauber rechnet, spart sich spätere Probleme. Im nächsten Abschnitt betrachten wir die maßgeblichen Normen, die klare Vorgaben für die Fettabscheiderberechnung machen, und wie man diese richtig anwendet.
Relevante Normen (DIN EN 1825-2 und DIN 4040-100)
Bei der Auslegung von Fettabscheidern sind insbesondere DIN EN 1825-2 (europäische Norm) und DIN 4040-100 (nationaler Anhang für Deutschland) maßgeblich. Diese Normen definieren die Berechnung, den Einbau und den Betrieb von Fettabscheideranlagen und müssen bei Planung und Dimensionierung unbedingt beachtet werden.
- DIN EN 1825-1 behandelt vor allem Konstruktions- und Prüfgrundsätze der Abscheider (CE-Kennzeichnung, Bauart usw.)
- DIN EN 1825-2 trägt den Titel „Abscheideranlagen für Fette – Teil 2: Wahl der Nenngröße, Einbau, Betrieb und Wartung“. Diese Norm beschreibt, wie die angemessene Nenngröße ermittelt wird, und gibt Hinweise zum ordnungsgemäßen Betrieb und Unterhalt.
- DIN 4040-100 (Ausgabe 12/2016) ist der nationale Anhang, der die europäischen Normen für Deutschland konkretisiert. Er heißt „Abscheideranlagen für Fette – Teil 100: Anforderungen an die Anwendung von Abscheideranlagen nach DIN EN 1825-1 und -2“ Quelle: bad-soden.de
Darin sind zusätzliche Anforderungen an Planung, Einbau, Betrieb, Wartung und Überprüfung festgelegt, z.B. die Pflicht zur Generalinspektion und regelmäßigen Wartung.
Quelle: fettabscheider.shop
Für die Berechnung der Nenngröße liefern DIN EN 1825-2 und DIN 4040-100 klare Vorgaben. Wörtlich heißt es sinngemäß: „Die Nenngröße der Abscheideranlage ist nach Art und Menge des zu behandelnden Schmutzwassers zu bemessen. Hierbei sind der maximale Schmutzwasserabfluss, die Dichte der abzuscheidenden Fette und Öle, die Temperatur des Schmutzwassers und der Einfluss von Spül- und Reinigungsmitteln zu berücksichtigen.“ Quelle:bad-soden.de
Diese Faktoren müssen alle in einer Berechnung einfließen, um die richtige NS zu ermitteln. Die Norm gibt dazu ein Berechnungsverfahren vor (siehe nächster Abschnitt) und schreibt vor, dass anschließend auf die nächsthöhere genormte Nenngröße aufgerundet wird, die verfügbar ist. Quelle: berlin.de
Gängige Nenngrößen sind beispielsweise NS 1, 2, 4, 7, 10, 15, 20 oder 25.
Neben der Nenngröße selbst definieren die Normen auch weitere Auslegungsparameter. So verlangt DIN 4040-100 etwa, dass das Schlammfangvolumen mindestens dem 100-fachen der Nenngröße (in Litern) entsprechen muss. Quelle: berlin.de
Bei einem Fettabscheider der Nenngröße NS 4 also mindestens 400 Liter, bei NS 10 mindestens 1000 Liter usw. (in Sonderfällen wie Schlachthöfen sogar 200-fach). Diese Vorgaben stellen sicher, dass ausreichend Speicher für abgesetzte Feststoffe vorhanden ist.
Zusammenfassend bieten DIN EN 1825-2 und DIN 4040-100 den verbindlichen Rahmen für die Fettabscheiderberechnung. Im nächsten Schritt schauen wir uns die zwei Methoden an, die in der Praxis zur Ermittlung der Nenngröße verwendet werden: ein vereinfachtes Abschätzungsverfahren und die detaillierte Berechnung nach Normvorgaben.
Berechnungsmethoden für die Nenngröße
Bei der Fettabscheiderberechnung haben sich zwei Ansätze etabliert: das vereinfachte Berechnungsverfahren und die detaillierte Berechnungsmethode. Beide zielen darauf ab, die Nenngröße basierend auf dem zu erwartenden Abwasseranfall zu bestimmen, unterscheiden sich jedoch in Aufwand und Genauigkeit. Im Folgenden werden beide Methoden ausführlich erklärt und mit Beispielen veranschaulicht.
Vereinfachtes Berechnungsverfahren
(nach Essensportionen)
Das vereinfachte Verfahren dient als schnelle Abschätzung der erforderlichen Nenngröße, oft in der frühen Planungsphase oder für kleinere Betriebe. Es orientiert sich meist an der Anzahl der ausgegebenen Essenportionen pro Tag – insbesondere bei gastronomischen Betrieben (Restaurants, Kantinen, Imbisse). Die Idee dahinter: Aus der täglichen Essenszahl lässt sich grob die Abwassermenge an fetthaltigem Schmutzwasser ableiten, die anfällt.
Eine gängige Faustregel lautet zum Beispiel:
Essenportionen pro Tag | Empfohlene Nenngröße (NS) |
bis 50 | NS 1 |
51 – 200 | NS 2 |
201 – 400 | NS 4 |
401 – 700 | NS 7 |
701 – 1000 | NS 10 |
Faustformel Tabelle laut bad-soden.de für Fettabscheider
Diese überschlägige Tabelle (angelehnt an Empfehlungen aus DIN 4040-100) zeigt, wie man z.B. für einen Gastronomiebetrieb schnell die Nenngröße abschätzen kann. Quelle: bad-soden.de
Problematik der Faustformeln
Faustregeln basieren oft auf unrealistischen Annahmen zur täglichen Betriebsdauer. Beispielsweise ergibt eine Faustregel für 51–200 Mahlzeiten täglich eine Nenngröße von NS 2.
Eine exakte Berechnung für ein Restaurant mit 200 Essen pro Tag zeigt bei realistischen Annahmen (50 Liter Abwasser je Mahlzeit gemäß DIN EN 1825-2, Anhang A, Stoßbelastungsfaktor 8,5 und einer Betriebszeit von 10 Stunden) folgendes Ergebnis:
Mit Erschwernisfaktor (1,3) ergibt sich folgende Nenngröße:
Nach Norm wird auf NS 4 aufgerundet, was deutlich höher ist als NS 2 laut Faustregel.
Die Faustregel unterschätzt in diesem Fall also deutlich den tatsächlichen Bedarf, da sie von einer unrealistischen Betriebszeit (z.B. 20 Stunden statt realistisch 8–10 Stunden) ausgeht.
Das vereinfachte Verfahren ist leicht anzuwenden und erfordert nur wenige Kenndaten. Es berücksichtigt jedoch nicht explizit Faktoren wie Spitzenbelastungen zu bestimmten Tageszeiten, das Einsatz von Reinigungschemikalien oder außergewöhnlich hohe Fettgehalte. All diese Einflussgrößen sind in den Pauschalwerten nur implizit enthalten (bzw. werden pauschal angenommen). Im obigen Beispiel könnte das Restaurant die 200 Portionen vor allem in einem kurzen Zeitfenster (z.B. mittags) ausgeben – der momentane Abfluss wäre dann viel höher als bei gleichmäßiger Verteilung. Die grobe Einordnung NS 2 könnte also zu niedrig sein, wenn keine weiteren Sicherheiten einberechnet werden.
Vorteil des vereinfachten Verfahrens ist die schnelle Ermittlung einer Richtgröße ohne umfangreiche Berechnungen. Für eine erste Orientierung oder für sehr kleine Betriebe kann dies ausreichen.
Nachteil ist die relativ große Ungenauigkeit: Individuelle Betriebsbedingungen bleiben unberücksichtigt. In vielen Fällen fordern Behörden und Fachplaner daher, zumindest zur Überprüfung, eine detailliertere Berechnung nach Norm durchzuführen, wie im nächsten Abschnitt beschrieben.
Detaillierte Berechnungsmethode (Berechnung nach Schmutzwasseranfall)
Die detaillierte Methode zur Nenngrößenermittlung basiert auf den exakten Vorgaben der Normen (DIN EN 1825-2 in Verbindung mit DIN 4040-100) und berücksichtigt alle relevanten Einflussfaktoren. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie viel fetthaltiges Abwasser fällt im Spitzenfall an und unter welchen Bedingungen? Daraus wird die erforderliche Nenngröße berechnet, um diesen Spitzenanfall sicher bewältigen zu können. Dieses Vorgehen wird auch als Berechnung nach Schmutzwasseranfall der Küche bezeichnet, da der tatsächliche Abwasserstrom und dessen Eigenschaften zugrunde gelegt werden.
Die Norm definiert dafür zunächst den maximalen Schmutzwasserzufluss Qs in Litern pro Sekunde (l/s). Qs ist der höchste Volumenstrom an Schmutzwasser, der voraussichtlich gleichzeitig in den Abscheider gelangt. Diesen Wert kann man auf drei Wegen ermitteln:
Durch Messung: Bei bestehenden Anlagen oder in der Planungsphase eines Umbaus kann man Versuchsmessungen durchführen, um den Abwasserstrom empirisch zu bestimmen. In der Praxis ist dies selten möglich und wird meist nur im Rahmen von Gutachten gemacht.
Durch Berechnung anhand der Küchen-Einrichtungen: Dabei wird jede relevante Entwässerungseinrichtung in der Küche betrachtet (Spülbecken, Geschirrspülmaschine, Bodenabläufe, etc.). Für jedes Gerät nimmt man den maximalen Abfluss qi (z.B. Ablauf einer Spültischarmatur in l/s) und multipliziert ihn mit einem Gleichzeitigkeitfaktor Zi(n), der berücksichtigt, dass nicht alle Geräte immer gleichzeitig maximal laufen. Die Summe über alle Einleitungen ergibt Qs. Quelle: berlin.de
Dieses Verfahren erfordert viele Detaildaten und wird häufig durch Tabellen im Anhang der Norm vereinfacht (Berechnungsbeispiele dazu finden sich in Anhang C der DIN EN 1825-2).
Durch Berechnung anhand der Art des Betriebes: Hierbei nutzt man standardisierte Kennwerte für den Abwasseranfall je Betriebsart (z.B. Restaurant, Mensa, Metzgerei). Die Norm stellt in Anhang A Tabellen zur Verfügung, die für verschiedene Betriebstypen typische Werte angeben – insbesondere die betriebsspezifische Abwassermenge pro Essensportion (VM) und einen Stoßbelastungsfaktor (F), der die Ungleichverteilung über den Tag beschreibt.
Anhand dieser kann man Qs berechnen, wenn die tägliche Anzahl der Mahlzeiten M und die tägliche Betriebszeit t bekannt sind.
Im Ergebnis soll all dies denselben Spitzenvolumenstrom Qs liefern, der dann in die eigentliche Nenngrößenformel eingeht. DIN EN 1825-2 gibt dafür die folgende Berechnungsvorschrift an:
Diese Gleichung ist Kern der detaillierten Fettabscheiderberechnung.
Quellen: haustec.de I berlin.de
Die einzelnen Faktoren bedeuten:
- Qs: Maximaler Schmutzwasserabfluss in l/s (wie oben ermittelt).
- fd: Dichtefaktor für die abzuscheidenden Fette/Öle. Dieser berücksichtigt, dass Fette mit höherer Dichte schwerer abzutrennen sind. Übliche tierische/pflanzliche Fette mit Dichte bis ~0,94 g/cm³ setzen fd=1,0, sehr schwere Öle/Fette (>0,94 g/cm³) erfordern fd=1,5 Quelle: berlin.de
In normalen Küchen ist fd also meist 1,0.
- ft: Temperaturfaktor des Schmutzwassers. Bei Abwassertemperaturen bis 60 °C wird ft=1,0 angesetzt, da die Abscheidung bei üblichen Temperaturen funktioniert.
Ist jedoch damit zu rechnen, dass >60 °C heißes Wasser eingeleitet wird (selten oder regelmäßig, z.B. bei industriellen Spülanlagen), schreibt die Norm ft=1,3 vor, um die erschwerte Abscheidung (durch verzögertes Erstarren der Fette) zu kompensieren.
- fr: Reinigungsmittelfaktor. Dieser Faktor berücksichtigt den Einfluss von Spül- und Reinigungsmitteln im Abwasser, die Fette emulgieren und die Abscheidung erschweren. Ohne nennenswerte Reinigungsmittel bleibt fr=1,0; bei üblichem Einsatz von Spülmittel in gewerblichen Küchen ist fr=1,3 anzusetzen
In Sonderfällen mit sehr hohem Chemikalieneinsatz (z.B. Krankenhausküchen) kann sogar fr≥1,5 gefordert sein.
Diese drei Erschwernisfaktoren (fd, ft, fr) werden mit dem berechneten Qs multipliziert. Das Ergebnis ist eine rechnerische Nenngröße, die meist kein glatter Normwert ist. Gemäß Norm wählt man anschließend die nächsthöhere genormte Nenngröße. Dadurch ist ein Sicherheitspuffer eingebaut.
Schauen wir uns eine Beispielrechnung nach dem detaillierten Verfahren an, um das Vorgehen nachzuvollziehen:
Praxisbeispiel: Realistische Berechnung für eine Gastronomieküche
Kücheninventar:
- 1 Doppelspüle mit Geruchsverschluss DN 50 (max. Ablauf: 1,0 L/s)
- 1 Handwaschbecken mit Ausgusskombination DN 50 (maximaler Ablauf: 0,5 L/s)
- 1 Gewerbliche Geschirrspülmaschine (maximaler Ablauf: 2,0 L/s)
Schritt 1: Ermittlung des maximalen Schmutzwasserzuflusses (QS)
Zur realistischen Abschätzung des maximalen Schmutzwasserzuflusses werden folgende Gleichzeitigkeitsfaktoren (Z) angenommen, die die tatsächliche Nutzung der Kücheneinrichtungen widerspiegeln:
Schritt 2: Anpassung durch Erschwernisfaktoren
Die Norm fordert, zusätzlich folgende Faktoren zur Berücksichtigung erschwerender Bedingungen einzusetzen:
Fettdichte (fd): 1,0 (übliche Speisefette)
Temperaturfaktor (ft): 1,0 (Temperatur unter 60°C)
Reinigungsmittelfaktor (fr): 1,3 (durch den Einsatz von Spülmitteln)
Die Nenngröße NS errechnet sich daraus wie folgt:
Schritt 3: Auswahl der Nenngröße
Gemäß den Normvorgaben wird nun auf die nächsthöhere verfügbare Nenngröße aufgerundet:
Nenngröße NS 4
Das detaillierte Verfahren ist offensichtlich aufwändiger, liefert jedoch eine maßgeschneiderte Auslegung. Es stützt sich auf normierte Werte und nachvollziehbare Berechnungen, was bei Behörden und Fachleuten Anerkennung findet.
Im nächsten Abschnitt vergleichen wir noch einmal die beiden Methoden und betrachten rechtliche wie praktische Vor- und Nachteile.
Rechtliche und praktische Vor- und Nachteile der Methoden
Sowohl das vereinfachte als auch das detaillierte Verfahren haben bestimmte Vor- und Nachteile. Je nach Projektphase oder Anwendungsfall kann das eine oder andere sinnvoll sein – letztlich sollte jedoch stets die Normerfüllung und Betriebssicherheit oberste Priorität haben. Ein kurzer Vergleich:
Vereinfachtes Verfahren:
Der größte Vorteil liegt in seiner Einfachheit und Schnelligkeit. Ohne viele Daten kann man eine grobe Fettabscheiderauslegung durchführen – ideal für eine erste Kostenschätzung oder wenn nur sehr limitierte Angaben vorliegen. Für kleine Restaurants oder Imbisse, die kein komplexes Abwasserprofil haben, mag die Faustformel (Essensportionen → NS) ausreichen, solange man konservativ abschätzt. Aus praktischer Sicht besteht außerdem der Vorteil, dass diese Methode leicht vermittelbar ist – ein Gastronom kann selbst ungefähr einschätzen, wo er liegt.
Dem stehen jedoch gewichtige Nachteile gegenüber: Die pauschale Betrachtung birgt das Risiko einer Fehldimensionierung. Rechtlich betrachtet hat man mit einer bloßen Überschlagsberechnung wenig in der Hand, falls die Behörde oder ein Sachverständiger einen Nachweis verlangt. Normativ zulässig ist das vereinfachte Verfahren nur insoweit, wie die Annahmen dahinter den Normvorgaben entsprechen – und das ist nicht garantiert dokumentiert. Sollte es zu einem Schaden (z.B. Fettverstopfung im Kanal) oder Umweltproblem kommen, kann der Betreiber in Erklärungsnot geraten, wenn keine detaillierte Berechnung vorliegt. Kurz: Das vereinfachte Verfahren eignet sich allenfalls als Vorabschätzung, ersetzt aber nicht den normgerechten Nachweis.
Detaillierte Berechnung:
Ihr Hauptvorteil ist die Genauigkeit und Rechtssicherheit. Man berücksichtigt alle wichtigen Einflussgrößen und folgt den anerkannten Regeln der Technik. Ein nach DIN EN 1825-2 berechneter Abscheider ist im Zweifelsfall juristisch abgesichert, da der Betreiber nachweisen kann, die Anlage gemäß Norm ausgelegt zu haben. In vielen Kommunen ist die Vorlage eines Berechnungsnachweises nach DIN sogar Pflicht, bevor ein Fettabscheider genehmigt wird. Praktisch ergibt die detaillierte Berechnung häufig eine höhere Nenngröße als die grobe Schätzung – was zunächst teurer erscheint, aber dafür sorgt, dass auch unerwartete Spitzen und zukünftige Mehrbelastungen abgefangen werden. Langfristig zahlt sich diese Auslegung mit Sicherheitsreserven aus.
Ein kleiner Nachteil der detaillierten Methode ist der höhere Aufwand: Man muss entweder die Küchenausstattung und Betriebsabläufe genau kennen oder auf Statistiken (Essenszahlen, Wasserverbrauch) zurückgreifen. In der Planungsphase liegen diese Daten nicht immer exakt vor, sodass gewisse Annahmen getroffen werden müssen. Allerdings geben die Norm-Tabellen hier Hilfestellung mit Erfahrungswerten. Ein weiteres Argument gegen eine sehr konservative Auslegung könnten die Kosten sein – ein größerer Abscheider ist teurer in Anschaffung und benötigt mehr Platz. Doch hier sollte man bedenken, dass Folgekosten durch einen zu kleinen Abscheider (häufige Entleerungen, Strafen, Umrüstungen) die Anfangsersparnis schnell übersteigen.
Zusammengefasst ist die detaillierte Berechnung aus fachlicher und rechtlicher Sicht die eindeutig vorzuziehende Methode. Das vereinfachte Verfahren hat in der Praxis seinen Platz, sollte aber nur im Rahmen einer Vorplanung oder als Plausibilitätscheck dienen.
Fazit und Handlungsempfehlung
Die Berechnung der Nenngröße von Fettabscheidern ist ein zentrales Element bei Planung und Betrieb fettabscheidender Anlagen. Eine fundierte Berechnung nach DIN EN 1825-2 und DIN 4040-100 stellt sicher, dass der Abscheider weder über- noch unterdimensioniert ist. Die hier vorgestellten beiden Verfahren zeigen unterschiedliche Wege auf: während das vereinfachte Verfahren eine schnelle Orientierung bietet, liefert die detaillierte Berechnung verlässliche, normgerechte Ergebnisse.
Für Fachplaner, Gastronomen und Bauingenieure lässt sich als Handlungsempfehlung ableiten: Nutzen Sie das vereinfachte Verfahren nur als groben Anhaltspunkt, aber verlassen Sie sich für die endgültige Auslegung auf das detaillierte Verfahren. Letzteres ist die rechtssicherste Methode, da man zukünftige Betriebsbedingungen nie exakt voraussehen kann und mit normkonformer Berechnung auf der sicheren Seite ist. Im Zweifel sollte immer die höhere Nenngröße gewählt werden, um Reserven zu haben – ein paar Nummern größer zu planen ist meist günstiger, als später wegen Überlastung nachrüsten zu müssen.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die aktuellen Normen und Vorschriften stets berücksichtigt werden sollten. Weiterführende Informationen zu den einschlägigen Regelwerken finden Sie in unserem Überblick zu den Fettabscheider-Vorschriften. Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, Experten oder die Hersteller zu Rate zu ziehen – renommierte Anbieter wie die Kessel AG oder ACO Passavant stellen Bemessungshilfen und Auslegungstools zur Verfügung, die auf den Normvorgaben basieren.
Mit einer sorgfältigen Planung und Berechnung steht einem reibungslosen, umweltgerechten Betrieb der Fettabscheider nichts mehr im Wege.
Quellen: DIN EN 1825-2; DIN 4040-100; Planungsunterlagen Kessel AG; ACO Haustechnik; DWA-M 167; Kommunale Merkblätter; eigene Berechnungsbeispiele.